Am Beginn des 20. Jahrhunderts begann man verstärkt, Natur zu schützen. 1908 entstand das Natural Bridges N.M., war aber noch lange ohne Führer kaum zu erreichen, da es im Niemandsland des südöstlichen Utah lag. 4 Jahre zuvor hatte das National Geographics Magazine darüber berichtet und Aufmerksamkeit erregt.
Arches N.P. hat eine ähnliche Vorgeschichte. Die Denver & Rio Grande Western Railroad versuchte seit 1923, das Kerngebiet des heutigen Parks unter Schutz stellen zu lassen. Warum? Man versprach sich gesteigerte Passagierzahlen zum nahe gelegenen Thompson Springs, in dem sowieso schon Fernzüge halten mussten, um Wasser und Kohle aufzunehmen. Im Fall des Arches dauerte es bis 1929, dann wurde der Park als National Monument installiert.
Es gab weitere Bemühungen. So schrieb 1926 Dr. Frank R. Oastler, New York, an den Chef der Nationalpark-Verwaltung, Stephen Mather: (Mather Point!)
"I am sending you the description of the Devils Garden and Windows Castles and also a description of Arch Canyon. Arch Canyon is within one days travel of the White Canyon Bridges (Natural Bridges N.M; der Autor) and could be added to the as a National Monument. Arch Canyon is passed on the way to the White Canyon Bridges. It is really a very remarkable canyon and I am fearful that somebody may obtain a lease of this area and use it for commercial purposes."
Der NPS unternahm nicht viel, da man feststellte, dass das obere Ende des Canyons zum LaSal National Forest gehört und man sich nicht zuständig fühlte. So bleibt Arch Canyon bis heute geteilt - der untere Teil ist BLM-Land - und relativ ungeschützt!
Zum Canyon kommt man eigentlich ganz einfach., er liegt nahe der UT 24. Trotzdem ist er nicht sehr bekannt, vielleicht deswegen, weil er einige Zeit nur zu Fuss zu erobern war. Aber seit ein paar Jahren ist der alte Trail bis zur National Forest - Grenze wieder geöffnet.
Die UT 95 durchbricht westlich von Blanding die Comb Ridge in einem gewaltigen, künstlichen Einschnitt, führt westlich hinunter ins Tal des Comb Washs. Dort unten zweigt kurz nach Überqueren des Washs eine gute Dirt Road ab (12S 0618810, 4152265), auf der man nach 2,5 Meilen zum Canyoneingang gelangt. Bis zu diesem Punkt ist lediglich ein normaler Pkw nötig.
Mündung des Arch Canyons
Entscheidend: Traut man sich und seinem Fahrzeug - ein SUV mit sehr guter Bodenfreiheit ist unbedingt erforderlich! - oder will man wandern. Bis zur National Forest-Grenze sind es ca. 9 Meilen mit ca. 750 Fuss (~ 230 Meter) Höhenunterschied. Es sind viele Überquerungen des Creeks erforderlich, der auch oft im Sommer noch Wasser führt - zumindestens streckenweise.
Wir hatten auf der Strecke 50 oder mehr Wash-Querungen gezählt. Der GPS-Track zeigte später - es waren 57!
Schnell wird klar - Arch Canyon ist wegen des Wassers aus den Abajo Mountains ein sehr grüner Canyon. Anfangs hat man streckenweise das Gefühl, die Pflanzen werden irgendwann kein Durchkommen mehr erlauben. Angst vor Scheuern der Äste am Fahrzeug darf man nicht haben.
Schon nach einigen Metern wird man je nach Jahreszeit auf ein Problem stossen. Ein kleiner Teich kann sich gebildet haben. Die Strecke führt durch ihn hindurch.
Viel Grün im Canyon
Der Kontrast von roten Felsen zum Grün des Talbodens stellt eine Besonderheit dar. Das wird sich auch über die 9 Meilen nicht ändern. Charakteristisch für diesen Canyon!
Manche Bachquerungen sind nicht trivial.
Dichter Bewuchs ist anfangs das Haupthindernis, später wird es steiniger. Jetzt kommt 4 WD - und ggf. 4 LO - ins Spiel. Mit dem Hummer H3 benötigten wir letzteren allerdings kaum. Aber wir waren ein paar Jahre zuvor mit einem Jeep Grand Cherokee gescheitert, hatten das Fahrzeug dabei leicht beschädigt.
Die Running Boards des Hummer erweisen sich erneut als hinderlich, schränken die Möglichkeiten des Fahrzeugs stark ein.
(Wir haben die unsinnigen Trittbretter danach abgeschraubt (!)
Das Bild ist typisch für viele Streckenabschnitte. Hinzu kommen recht steile Hänge, die in den Creek hinab führen. Vor 3 Jahren hatten wir uns an so einer Stelle die hintere Stossstange am Jeep Grand Cherokee ausgehängt. Mit dem rustikaleren H3 besteht diese Gefahr allerdings kaum.
Arch Canyon wird enger und tiefer zugleich. Über dem üppigen Grün erheben sich rote Ciffs, geben farblichen Kontrast. Schön ist es hier und einsam dazu. In der Folge hauptsächlich Photos dieses Canyon-Kleinods:
Ungewöhnliche Felsformationen
Mal wieder steinig in der Creek hinunter
Der Trail besitzt auch einfache Abschnitte
Balanced Rocks, Needles und Anasazi Ruinen
Against all Odds?
Solche Formationen werden gern als "Castles" bezeichnet.
An der südwestlichen Canyonwand ist am Nachmittag schon Schatten
Nördliche Canyonwand
Wandern kann vielleicht noch reizvoller sein - aber auch anstrengender!
Lange Schatten gegen Abend
Bisher hat der Trail deutlich mehr Zeit gekostet als gedacht. Es ist fast 6 p.m. Wir wollen zu den 2 sagenhaften Arches, die es im Canyon geben soll. Wir hoffen, auf keine wesentlichen Hindernisse mehr zu stossen, sonst müssten wir die Tour abbrechen. Im Dunklen aus diesem Canyon herauszufahren wäre riskant.
Wir schaffen es dann doch noch, die Grenze zum National Forest ist nicht mehr weit, haben ca. 2 Stunden vom Start ab benötigt. (Ca. 4,5 Meilen pro Stunde!)
Der Trail endet an einem lauschigen Platz unter hohen Nadelbäumen an der Mündung des Texas Canyons. Es hat hier noch weit über 30° Celsius und wir freuen uns über den Schatten. Rucksäcke mit Getränken füllen und los gehts.
Hier endet der 4WD-Trail
Ein Arch liegt laut Topomap nur ca. 500 Meter entfernt, der zweite vielleicht eineinviertel Kilometer. Kaum sind wir losgelaufen, entdecken wir den ersten - Cathedral Arch!
Cathedral Arch
Cliffs und Pines
Neues Panorama auf der nächsten Lichtung
Der Pfad im Wald führt weiter nach Norden. Warum auch immer, hier sieht es nach Bären- und Mountain Lion-Country aus. Also lieber ein bisschen Geräusche machen.
Eine kleine Anhöhe und dann liegt er vor uns...........
Angel Arch
Wir haben unser Ziel doch noch erreicht!
Angel Arch liegt vor uns. Der echte? Ja, denn der bekanntere "Angel Arch" im Salt Creek Canyon der Needles Area war noch längst nicht entdeckt, als man diesen hier so benannte. Der zweite Angel Arch trägt einen "geklauten" Namen, hiess ursprünglich viel profaner Poodle Dog Arch.
Wir lassen das Bild einige Zeit auf uns wirken, aber die sinkende Sonne mahnt zur Umkehr. Keine Chance, den dritten Arch zu besuchen, der deutlich weiter oben im Canyon zu finden ist. Zurück zum Auto!
Eine Art Wegweiser: "Da gehts lang!"
Aufräumen vor dem Rückweg! Im Hintergrund ein gewaltiger Juniper.
Zurück zum Auto, einpacken und ab geht es Richtung Comb Ridge. Um 7:15 p.m. starten wir. Eine gute Stunde bleibt uns für diese doch anspruchsvollen 9 Meilen mit ihren Hindernissen. Zeit zum Schauen habe ich nun keine mehr, muss mich voll auf den Trail konzentrieren. Lady kennt die Kraftakte schon, ist immer zusätzlich mit wachsam. 4 Augen sehen mehr als 2!
Gegen Ende des Trails in Richtung Canyon-Ausgang ist es hier unten schon so dunkel, dass man das Licht der Scheinwerfer gut auf dem Boden erkennt. Helfen kann es allerdings nur bedingt. Nach eineinviertel Stunden sind wir dann im Dämmerlicht auf der Road entlang des Comb Washs angekommen. Der Rest für heute ist Routine.
Fazit:
Arch Canyon ist unglaublich schön, eigentlich sensationell. Warum er nicht geschütz ist bleibt unbegreiflich?
Später hat uns dann Tim Martin durch den Canyon geflogen - wirklich durch, die Maschine war deutlich unter den oberen Canyonrändern. Er zeigte uns eine ganze Anzahl Anasazi-Ruinen, die man vom Trail aus kaum erkennen kann.
Gruss
Rolf
Desert Drunk and Red Rock Crazy Stories aus dem amerikanischen Südwesten
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