Es gibt Punkte, die muss man erst einmal ausmachen, da niemand etwas über sie berichtet!
Anfang der 1990er Jahre hatten wir in einem Reiseführer einen Hinweis auf Cape Solitude gefunden, jener Spitze 1000 Meter hoch über der Mündung des Little Colorado Rivers in der Colorado River. Das klang interessant! Wie kommt man dort hin?
Laut Führer sollte man nahe des Desert Views, also des östlichen View Points am South Rim des Grand Canyon N.P. zur Rangersiedlung und durch diese hindurch fahren. Irgendwann käme man an einen Zaun mit Lücke, durch diese hindurch führe eine Fahrspur bis zum Cape.Auf der Hochfläche träfen sich abends gerne Liebespärchen.
Die gesamte Beschreibung stellte sich, wie man es öfters findet, als frei erfunden heraus. Zwar gab es auch hinter der Siedlung eine Spur, diese war allerdings stellenweise ausgesprochen gefährlich. Man musste zentimetergenau fahren, wenn das Fahrzeug nicht umkippen sollte. Auf dem Weg gab es viel Kaibab Limestone, eine besonders harte und scharfkantige Varietät, die reifenmordend ist. Später habe wir dann gelernt, dass es eine zweite Zufahrt zu der Lücke im Zaun gibt, die fahrtechnisch wesentlich einfacher war. Allerdings verläuft sie von ausserhalb des Parkbereichs ab der AZ 64 mehr oder weniger entlang des Little Colorado Rivers. Ja und Liebespärchen? Nie und nimmer!
Egal wie, die Tour lohnte sich wegen des Ausblicks. Man konnte Marble Canyon und Fluss über einige Meilen sehen, schaute ca. 1.000 Meter in die Tiefe. Nur die nervigen Sightseeing Planes, die nur vielleicht 100 Meter hoch über das Cape donnerten, waren nervig. Kein Wunder, dass in der ganzen gegend kein Wild mehr zu entdecken war.
Zweimal war es uns vergönnt, das Cape zu besuchen. Ein paar Jahre später hatte man dann die Lücke im Zaun abgesperrt und eine Leiter errichtet. Zutritt nur noch für Fussgänger! Mann muss nun 7 Meilen one way laufen, wenn man aufs Cape will. Offizielle Begründung: Umweltschutz! Nur die Tiefflieger donnern nach wie vor über den Ort. Sowas nennt man dann wahrscheinlich konsequent!
(Bei den Photos handelt es sich einmal mehr um Scans von alten, schlechten Dias!)
Blick vom Cape Solitude
Als wir mal wieder in Flagstaff waren kam eine Idee! Auf der Nordseite des Little Colorado Rivers sah es doch imPrinzip genauso aus wie auf Cape Solitude. Blieb die Frage wie man dort hinkommt?
Die USGS Topomaps zeigte Wege, zwei endeten am Rand der Schluchten. Das Ganze lag in der Navajo Nation, da waren wenig Probleme zu befürchten. Wir fahren auf der US 89 in Richtung Norden, passieren Cameron und den Abzweig zur US 160 (Tuba City, Kayenta).6,7 Meilen nördlich der US 160 biegen wir nach links (Westen) auf die IR 6133 (IR = Indian Road)
IR 6133
Die Road ist in gutem Zustand.Die genaue Navigation spare ich hier ein, wer den Weg sucht, findet Angaben im Link oben.
IR 6133
Generell ist in der Gegend die Navigation anhand von Kartendaten schwierig bis unmöglich. Es gibt unzählige Spuren, die in den Karten nicht verzeichnet sind und umgekehrt findet man dort eingetragene Wege nicht immer. Offensichtlich entstehen Spuren nach Bedarf, wachsen auch wieder zu.
Wir sind so vorgegangen: Aus der Topomap die Koordinate des gewünschten Punkts ins GPS übertragen. Das hat uns dann zumindestens die Richtung angegeben. Man kann sich auch am höher aufragenden Kaibab Plateau orientieren, das sich westlich des Colorado Rivers erstreckt.
Die Roads werden zu Spuren - Kaibab Plateau westlich des Rivers im Hintergrund
Der Untergrund wird steiniger. Reifenmordenden Kaibab Limestone.Highway Tires können nach wenigen Meilen beschädigt oder zerstört sein..
Vergleicht man GPS und Karte sieht mandass wir uns oft zwischen kartographisch erfassten Routen befinden. Umgekehrt sind Routen der Karte verschwunden oder so schlecht, dass man sie nicht benutzen möchte. Besser ist es, einer einigermassen brauchbare Spur in der in etwa richtigen Richtung zu folgen.
Besser werden die Trails nicht, wenn man sich dem Zielpunkt nähert.
Laut USGS wird die Ödnis "Blue Moon Bench" genannt.
Erster Blick in dlie Little Colorado River Gorge
Noch ein paar hundert Meter! Aussteigen, etwas nach vorn laufen und der Atem stockt! Das ist es, was wir gesucht haben - das Gegenstück zu Cape Solitude! Nur die Aussichtsplattform ist viel kleiner.
Am Ziel! Panorama 1.000 Meter über dem Fluss. Die Hochfläche links jenseits des Little Colorado Rivers - das “verbotene” Cape Solitude. Im Hintergrund der GC South Rim .
Es ist so, wie wir uns das erhofft hatten - ein zweites Cape Solitude! Und erneut ganz für uns allein. Wer ist schon so verrückt und fährt hier raus? Wohl nicht viele. Dass man einen Kilometer hoch über den Flüssen steht muss man sich erst bewusst machen.
Offiziell gibt es keinen Namen. Wie also ihn nennen? Wir beschliessen, Walter Powell die Ehre zu geben, dem Bruder vom legendären John Wesley Powell. Als sie auf der Expedition den noch unerforschten Fluss hinab an der Mündung des Little Colorado Rivers anlangten, hatten sie in der tiefen Schlucht die Orientierung in Relation zum Umfeld verloren. Walter Powell machte sich auf den beschwerliche und gefährliche Aufstieg hinauf zum Rim. Dazu benutzte er den ersten nach Norden abzweigenden Seitencanyon in der Schlucht des kleinen Colorado Rivers, kam letztendlich knapp eineinhalb Kilometer östlich unseres Standorts hinauf auf die Ebene. Man sah wieder klarer!
Chuar Butte rechts, Temple Butte dahinter
Der Ort ist gleichzeitig Mahnmal einer Katastrophe. Am 30. 6. 1956 stiessen zwei Passagierflugzeuge von TWA und United Airlines in der Luft zusammen, stürzten ab und zerschellten an den Temple und Chuar Buttes, rissen 128 Menschen in den Tod - das bis dato grösste Desaster der Luftfahrt.
Man versuchte die Opfer zu bergen, was den US-Amerikanern nicht gelang. Erst Spezialisten aus der Schweiz waren erfolgreicher. Die Trümmer verblieben für fast ein Vierteljahrhundert, bevor man sich entschloss, sie zu beseitigen. Bei der an der Temple Butte zerschellten Super Constellation der TWA gelang es, es finden sich aber immer noch kleinere Überreste des Wracks. Die Bergung der DC-7 von United scheiterte hingegen. River Runner berichten, die Trümmer hingen weiterhin in den Spalten der Chuar Butte, seien vom River aus sichtbar.
Kwagunt Butte, Malcosa Crest und Nankoweap Mesa jenseits der Marble Canyons.
Fortsetzung folgt:
Gruss
Rolf
Anfang der 1990er Jahre hatten wir in einem Reiseführer einen Hinweis auf Cape Solitude gefunden, jener Spitze 1000 Meter hoch über der Mündung des Little Colorado Rivers in der Colorado River. Das klang interessant! Wie kommt man dort hin?
Laut Führer sollte man nahe des Desert Views, also des östlichen View Points am South Rim des Grand Canyon N.P. zur Rangersiedlung und durch diese hindurch fahren. Irgendwann käme man an einen Zaun mit Lücke, durch diese hindurch führe eine Fahrspur bis zum Cape.Auf der Hochfläche träfen sich abends gerne Liebespärchen.
Die gesamte Beschreibung stellte sich, wie man es öfters findet, als frei erfunden heraus. Zwar gab es auch hinter der Siedlung eine Spur, diese war allerdings stellenweise ausgesprochen gefährlich. Man musste zentimetergenau fahren, wenn das Fahrzeug nicht umkippen sollte. Auf dem Weg gab es viel Kaibab Limestone, eine besonders harte und scharfkantige Varietät, die reifenmordend ist. Später habe wir dann gelernt, dass es eine zweite Zufahrt zu der Lücke im Zaun gibt, die fahrtechnisch wesentlich einfacher war. Allerdings verläuft sie von ausserhalb des Parkbereichs ab der AZ 64 mehr oder weniger entlang des Little Colorado Rivers. Ja und Liebespärchen? Nie und nimmer!
Egal wie, die Tour lohnte sich wegen des Ausblicks. Man konnte Marble Canyon und Fluss über einige Meilen sehen, schaute ca. 1.000 Meter in die Tiefe. Nur die nervigen Sightseeing Planes, die nur vielleicht 100 Meter hoch über das Cape donnerten, waren nervig. Kein Wunder, dass in der ganzen gegend kein Wild mehr zu entdecken war.
Zweimal war es uns vergönnt, das Cape zu besuchen. Ein paar Jahre später hatte man dann die Lücke im Zaun abgesperrt und eine Leiter errichtet. Zutritt nur noch für Fussgänger! Mann muss nun 7 Meilen one way laufen, wenn man aufs Cape will. Offizielle Begründung: Umweltschutz! Nur die Tiefflieger donnern nach wie vor über den Ort. Sowas nennt man dann wahrscheinlich konsequent!
(Bei den Photos handelt es sich einmal mehr um Scans von alten, schlechten Dias!)
Blick vom Cape Solitude
Als wir mal wieder in Flagstaff waren kam eine Idee! Auf der Nordseite des Little Colorado Rivers sah es doch imPrinzip genauso aus wie auf Cape Solitude. Blieb die Frage wie man dort hinkommt?
Die USGS Topomaps zeigte Wege, zwei endeten am Rand der Schluchten. Das Ganze lag in der Navajo Nation, da waren wenig Probleme zu befürchten. Wir fahren auf der US 89 in Richtung Norden, passieren Cameron und den Abzweig zur US 160 (Tuba City, Kayenta).6,7 Meilen nördlich der US 160 biegen wir nach links (Westen) auf die IR 6133 (IR = Indian Road)
IR 6133
Die Road ist in gutem Zustand.Die genaue Navigation spare ich hier ein, wer den Weg sucht, findet Angaben im Link oben.
IR 6133
Generell ist in der Gegend die Navigation anhand von Kartendaten schwierig bis unmöglich. Es gibt unzählige Spuren, die in den Karten nicht verzeichnet sind und umgekehrt findet man dort eingetragene Wege nicht immer. Offensichtlich entstehen Spuren nach Bedarf, wachsen auch wieder zu.
Wir sind so vorgegangen: Aus der Topomap die Koordinate des gewünschten Punkts ins GPS übertragen. Das hat uns dann zumindestens die Richtung angegeben. Man kann sich auch am höher aufragenden Kaibab Plateau orientieren, das sich westlich des Colorado Rivers erstreckt.
Die Roads werden zu Spuren - Kaibab Plateau westlich des Rivers im Hintergrund
Der Untergrund wird steiniger. Reifenmordenden Kaibab Limestone.Highway Tires können nach wenigen Meilen beschädigt oder zerstört sein..
Vergleicht man GPS und Karte sieht mandass wir uns oft zwischen kartographisch erfassten Routen befinden. Umgekehrt sind Routen der Karte verschwunden oder so schlecht, dass man sie nicht benutzen möchte. Besser ist es, einer einigermassen brauchbare Spur in der in etwa richtigen Richtung zu folgen.
Besser werden die Trails nicht, wenn man sich dem Zielpunkt nähert.
Laut USGS wird die Ödnis "Blue Moon Bench" genannt.
Erster Blick in dlie Little Colorado River Gorge
Noch ein paar hundert Meter! Aussteigen, etwas nach vorn laufen und der Atem stockt! Das ist es, was wir gesucht haben - das Gegenstück zu Cape Solitude! Nur die Aussichtsplattform ist viel kleiner.
Am Ziel! Panorama 1.000 Meter über dem Fluss. Die Hochfläche links jenseits des Little Colorado Rivers - das “verbotene” Cape Solitude. Im Hintergrund der GC South Rim .
Es ist so, wie wir uns das erhofft hatten - ein zweites Cape Solitude! Und erneut ganz für uns allein. Wer ist schon so verrückt und fährt hier raus? Wohl nicht viele. Dass man einen Kilometer hoch über den Flüssen steht muss man sich erst bewusst machen.
Offiziell gibt es keinen Namen. Wie also ihn nennen? Wir beschliessen, Walter Powell die Ehre zu geben, dem Bruder vom legendären John Wesley Powell. Als sie auf der Expedition den noch unerforschten Fluss hinab an der Mündung des Little Colorado Rivers anlangten, hatten sie in der tiefen Schlucht die Orientierung in Relation zum Umfeld verloren. Walter Powell machte sich auf den beschwerliche und gefährliche Aufstieg hinauf zum Rim. Dazu benutzte er den ersten nach Norden abzweigenden Seitencanyon in der Schlucht des kleinen Colorado Rivers, kam letztendlich knapp eineinhalb Kilometer östlich unseres Standorts hinauf auf die Ebene. Man sah wieder klarer!
Chuar Butte rechts, Temple Butte dahinter
Der Ort ist gleichzeitig Mahnmal einer Katastrophe. Am 30. 6. 1956 stiessen zwei Passagierflugzeuge von TWA und United Airlines in der Luft zusammen, stürzten ab und zerschellten an den Temple und Chuar Buttes, rissen 128 Menschen in den Tod - das bis dato grösste Desaster der Luftfahrt.
Man versuchte die Opfer zu bergen, was den US-Amerikanern nicht gelang. Erst Spezialisten aus der Schweiz waren erfolgreicher. Die Trümmer verblieben für fast ein Vierteljahrhundert, bevor man sich entschloss, sie zu beseitigen. Bei der an der Temple Butte zerschellten Super Constellation der TWA gelang es, es finden sich aber immer noch kleinere Überreste des Wracks. Die Bergung der DC-7 von United scheiterte hingegen. River Runner berichten, die Trümmer hingen weiterhin in den Spalten der Chuar Butte, seien vom River aus sichtbar.
Kwagunt Butte, Malcosa Crest und Nankoweap Mesa jenseits der Marble Canyons.
Fortsetzung folgt:
Gruss
Rolf
Desert Drunk and Red Rock Crazy Stories aus dem amerikanischen Südwesten
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